Neues Testament 2
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Wunder und Wundertäter im frührabbinischen Judentum

Studien zum Phänomen und seiner Überlieferung im Horizont von Magie und Dämonismus

Autor/Herausgeber:

Dr. Michael Becker

Publikationsart: Monografie
Erscheinungsdatum: 01.01.2002
Verlag: Tübingen: Mohr Siebeck
ISBN: 978-3-16-147666-2
Seiten/Umfang: 534 S.
Preis: 74,00 €
Aus der Reihe: Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II/144

Kurzbeschreibung

Wunder und Wundertäter im frührabbinischen Judentum

Schwerpunkt/Grundlegende Gedankengänge

Michael Becker schließt mit seiner Dissertation eine Forschungslücke im Bereich des spätantiken Judentums. Das Thema, das gleichermaßen relevant ist für die Hintergründe des Wirkens Jesu von Nazareth und seiner Darstellung wie des zeitgenössischen Wunder-(täter-)verständnisses insgesamt, wurde seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts nicht mehr monographisch behandelt und erhält hier eine umfassende Darstellung.

Methodische Vorüberlegungen und eine Forschungsübersicht führen in die komplexe historische wie traditionsgeschichtliche Problematik der frührabbinischen Traditionsliteratur ein. Daraufhin werden die Problemkreise „Magie“ und „Dämonismus“ behandelt, und die frührabbinische Terminologie wie die Erzähltraditionen werden einer ausführlichen Interpretation gewürdigt. Das Hauptgewicht der Untersuchung liegt jedoch auf dem Verständnis von Wundertätern im frührabbinischen Judentum. Dazu werden nicht nur die Traditionen zu Honi dem Kreiszieher und Hanina ben Dosa analysiert, sondern auch weitere frührabbinische Belege zur Erläuterung herangezogen. Unter Beachtung der hermeneutischen Eigenart der jüdischen Traditionsliteratur werden außerdem verschiedene rabbinische Verständnismuster – z.B. das Shaliach-Verständnis und die Chasidim-These – auf ihren Aussagegehalt und ihre Tragfähigkeit hin überprüft. Neben einer detaillierten Klärung der rabbinischen Überarbeitungstendenzen kann als Ergebnis festgehalten werden, dass trotz der vielfach kritischen Urteile der Rabbinen an der Existenz charismatischer Strömungen und Einzelgestalten innerhalb und außerhalb der rabbinischen Kreise kein Zweifel besteht.

Abgeschlossen wird die Untersuchung durch einen Ausblick auf die Jesustradition, dem neben einer Ertragsicherung auch die Aufgabe der kritischen Prüfung einiger theologischer Entwürfe zukommt, welche sich jüngst auf Teile des rabbinischen Vergleichsmaterials berufen haben.

 

Weitere Hintergrundinformation:

Seit der Kontroverse zwischen Paul Fiebig und Adolf Schlatter wurde das Thema in der Fülle seiner Aspekte nicht mehr monographisch behandelt.

Inhaltlich befasst sich die Untersuchung vor allem mit der Frage nach Wundertätern in dem durch Géza Vermes (neu-)eröffneten Diskussionsfeld um entsprechende frührabbinische Traditionen. Im Unterschied zu zahlreichen weniger kritisch angelegten Beiträgen wird jedoch auf der Höhe der aktuellen Methodendiskussion das speziell frührabbinische Verständnis – in Abgrenzung zu späteren rabbinischen Traditionen – profiliert.

Große Bedeutung besitzt in diesem Zusammenhang die traditionsgeschichtliche Zu- und Einordnung der Texte in den genuin jüdischen wie in den paganen und frühchristlichen Verständnishorizont. Die Studie bietet insofern eine wichtige Grundlage für künftige religionsgeschichtliche Vergleiche mit analogen Phänomenen – sowohl innerhalb des antiken Judentums, als auch mit dem frühen Christentum wie mit der hellenistisch-römischen und vorderorientalischen Welt.

Darüber hinaus sind die Ergebnisse nicht ausschließlich für die Diskussion der Spätantike von Interesse, sondern sie sind auch für ein aktuelles Gespräch zwischen Juden und Christen bedeutsam, insofern ein wichtiger Hintergrundaspekt des Wirkens Jesu von Nazareth beleuchtet wird, der vormals oft allzu einseitig unter den Beurteilungskonzepten eines pagan-hellenistischen Verständnishorizonts (z.B. die theios aner-Vorstellung) betrachtet wurde.

 

English summary:

Michael Becker examines the early rabbinical traditions of miracles and miracle workers. He gives a detailed analysis of magic, demonism, the terminology of miracles and the narrative tradition. He focuses on the miracle worker traditions in early rabbinical records, above all on Ḥoni the Circle-Drawer and Ḥanina ben Dosa as well as several other figures.

A further summary of the main proposals of the study has been published in:

  • The Miracle-Traditions in Early Rabbinic Literature. Some Questions on their Pragmatics, in: M. Labahn/B.J. Lietaert Perbolte (ed.), Wonders never Cease. The Purpose of Narrating Miracle Stories in the New Testament and Its Religious Environment (JSNT.Supp 288), Sheffield 2006, 48-69


Nähere Informationen beim Verlag Mohr Siebeck.